Mehr als 120 Zuschauer konnten das Stift Cappel – Berufskolleg und die Netzwerkstelle Zeit & Wert Stift(en) bei ihrer Veranstaltung am 14.06.2022 rund um das Thema Demenz und Pflege zu ungewohnter Zeit, mittags um 12:00 Uhr, in der Jakobikirche in Lippstadt begrüßen. Gekommen waren interessierte Schüler aus Berufskollegs, Anleitende aus den Bereichen Pflege, Betreuung und Pädagogik sowie Lippstädter Bürger, die sich einmal anders mit dem eher schwierigen und oftmals gerne ausgeblendeten Themenkomplex Demenz, Demenztherapiemöglichkeiten sowie Pflege auseinandersetzen wollten. Schulleiterin Martina Schaub versprach in ihren Worten zur Begrüßung eine spannende Mischung aus humorvoller Darbietung zur Pflegepraxis, einem Kurzvortrag darüber, inwieweit die Krankheit Demenz und deren Therapiemöglichkeiten bereits in der Gesellschaft angekommen seien und die Vorstellung des Silviahemmet-Modells aus Schweden. Für die Kurzvorträge konnten der Lippstädter Chefarzt der Geriatrie im Dreifaltigkeitshospital Dr. Torben Jüres und die Silviahemmet-Ärztin und -Trainerin Dr. Ursula Sottong aus Köln gewonnen werden. Vor den Kurzvorträgen interviewten Josie und Mahed, Schülerinnen der Jahrgangsstufe 11 des Beruflichen Gymnasiums für Gesundheit, die beiden Ärzte auf einem rot/gelben Sofa zu ihren beruflichen Werdegängen, da Biografiearbeit im gesundheitlichen Bereich immer eine große Rolle spielt. Die Farben rot und gelb stehen weltweit symbolisch für das Thema „Demenz“.
Dr. Jüres umspannte in seinem Kurzvortrag wie das Thema Demenz weltweit, über die Europäische Union, deutschlandweit, im Bundesland Nordrhein-Westfalen und in Lippstadt vor Ort bereits in den Blick genommen worden ist. Er bilanziert klar, dass dieses Thema und auch Therapiemöglichkeiten mittlerweile überall in den Gesellschaften angekommen seien. Mittlerweile gebe es auch eine Vielzahl von Therapiemöglichkeiten, wie man mit Menschen, die an Demenz erkrankt seien, umgehen könne. Das reiche vom Beschäftigen und Pflegen eines demenziell Veränderten in der Familie über die Versorgung dieser Personen in einer Tagespflege, im Seniorenheim bis hin zur Wohn- und Lebensgemeinschaft von Erkrankten in speziellen Demenzdörfern. Besonders interessant seien auch die rechtlichen Aspekte von demenziell Erkrankten, die seiner Meinung nach noch viel zu wenig betrachtet worden seien.
Dr. Ursula Sottong, die einzige Silviahemmet-Ärztin in Deutschland, stellte das nach der schwedischen Königin Silvia benannte Konzept zum Umgang mit an Demenz-erkrankten Personen vor. Fachlehrer, Friedhelm Henke, vom Stift Cappel – Berufskolleg moderierte Dr. Sottong mit den Worten an, dass es zwar viele zusätzliche Betreuungskräfte in Langzeitpflegeeinrichtungen gibt, diese aber ebenso in Akutkliniken eingesetzt werden müssten und somit das Sylviahemmet auch in Deutschland viel mehr Beachtung finden muss, was auch Frau Dr. Sottong vertritt. Dr. Sottong erklärte anschließend das sogenannte Vier-Säulen-Modell dieses Konzepts, welches die Achtung der Persönlichkeit der demenziell veränderten Person sowie die betroffenen Angehörigen ganz besonders in den Blick nimmt.
Umrahmt wurden diese Vorträge von Auftritten der, aus dem Fernsehformat Ladies Night bekannten, Comedian Sybille Bullatschek. Das Besondere an dieser Comedian ist, dass sie Pflege als Thema in ihren Darbietungen berücksichtigt. Ihr Programm: „Ich darf das!“ zeigt urkomische Situationen aus der Pflegepraxis. Besonders die Rap-Einlagen begeisterten das Publikum. Sie hat mit Humor eine beispielhafte und motivierende, professionelle Haltung zum Pflegeberuf an sich, sowie zu sämtlichen sozialen Berufen aufgezeigt. Dies honorierten die Zuschauer mit tosendem Applaus. Als Fazit stellen die Veranstalter fest, dass solche motivierenden und aufbauenden Veranstaltungen unbedingt der Wiederholung bedürfen.