Fairtrade-Town Lippstadt –
Wie eine Idee wächst

von Margot Bell

Die Mitarbeitenden im LiNet (Lippstädter Netzwerk), ein Zusammenschluss verschiedener Eine Welt- und Umwelt-Gruppen, suchten nach einem neuen gemeinsamen Projekt. Dabei entstand die ldee, über die Aktion ‚Fairtrade Town‘ den fairen Handel bekannter zu machen. Diese Idee war von Anfang an ein Erfolg! Gleich zum ersten Info-Abend kamen über 30 Personen aus ganz verschiedenen Bereichen, darunter auch Geschäftsleute. Alle waren begeistert von der Idee. Schon ein Jahr später wurde Lippstadt zur ‚Fairtrade Town‘. Besonders bemerkenswert war dabei, dass Menschen aus ganz verschiedenen Bereichen begannen, sich für den fairen Handel zu interessieren und zu begeistern. Der Funke sprang sogar nach Uden in den Niederlanden über, der Partnerstadt von Lippstadt. Neben vielen einzelnen Aktionen war ein ganz besonderes Highlight, dass das Stift-CappeI-Berufskolleg zur ‚Fairtrade School‘ wurde. Von ihrem Engagement erzählen im folgenden Interview Laura Werning und Lisa Paschedag, beide Schülerinnen der Oberstufe „Sozialassistenten“, sowie Martina Schaub, Leiterin des Stift-Cappel-Berufskollegs.

1. Wie entstand die Idee, sich als Fairtrade School zu bewerben?

Schülerinnen und Schüler der Oberstufenklasse „Sozialassistentenausbildung“ setzten sich dafür ein, den fairen Handel insbesondere von Lebensmitteln und Textilien intensiver im Fach „Praxis der hauswirtschaftlichen Versorgung“ zu bearbeiten. Etwa zur gleichen Zeit versuchte eine Initiative – bestehend aus Vertretern von Kirche, Weltladen und Kommune – Lippstadt als Fairtrade-Town zu etablieren. Dies war für die Schülerinnen und Schüler Anlass, um auf Schülerinnen und Schüler anderer Bildungsgänge sowie die Schulleitung zuzugehen und sie vom Fairtrade-SchooI-Konzept zu überzeugen.

2. Wie wurde die Idee von den Schülerinnen und Schülern aufgenommen?

Positiv, da wir Schüler auf diese Weise mehr über Produktions- und Arbeitsbedingungen in Ländern des Südens erfahren haben. Dabei sprachen wir auch über die Ausbeutung von Menschen durch die Globalisierung. Wir sahen Filme, die zeigten, wie Bauernfamilien und Plantagenarbeiter, die Kakao anbauen, unter dem Druck des Weltmarktes und den niedrigen Weltmarktpreisen zu leiden haben. Die Folgen reichten von hohen Schulden bis zur Verelendung der Menschen, weil sie nicht gerecht entlohnt wurden. Einen Ausweg bietet der faire Handel. Diese Idee, den Produzenten Mindestlöhne zu garantieren und etwas für die Bildung der Jugendlichen in diesen Ländern zu tun, fanden wir super. Wir erarbeiteten uns Kenntnisse über die verschiedenen Fairtrade-Organisation und nachhaltiges Wirtschaften, gerechte Entlohnung der Produzenten und einen besseren Umgang mit den Bauern und Plantagenarbeitern.

3. Was hat Ihnen an der Idee gefallen bzw. was hat Sie motiviert mitzumachen?

Uns hat motiviert, dass wir hier vor Ort etwas verändern können. Wenn wir mehr fair gehandelte Produkte kaufen und verwenden, haben auch die Menschen in den Entwicklungsländern etwas davon. Ihnen werden faire und gerechte Preise für ihre Waren geboten. Damit ermöglichen wir diesen Menschen einen besseren Lebensstandard, haben selbst ein besseres Gewissen und tun etwas in Bezug auf eine gerechtere Verteilung des Wohlstands.

4. Was war die Schönste Aktion?

Die Fairtrade Rosenaktionen beim Tag der offenen Tür im Jahr 2013 und im Jahr 2014. Besonders aufgefallen ist uns dabei, dass die Rosen eine sehr lange Haltbarkeit hatten und wir uns über mehrere Wochen daran erfreuen konnten.

5. Was war die größte Aktion?

Das große Fairtrade-Frühstück mit über 300 Gästen, das wir gemeinsam mit der Martingrundschule Cappel im Jahr 2013 durchgeführt haben. Fairtrade-Aktionen helfen auch neue Freundschaften zu knüpfen, hierzwischen Grundschulkindern und Berufsschülern.

6. Was hat sich in Ihrer Schule verändert?

Im Versorgungsautomaten der Schule werden jetzt Fairtrade Artikel angeboten. Der Besuch des Weltladens in Lippstadt ist jetzt Teil des Schulprogramms. Fair gehandelter Kaffee, Plätzchen und Schokolade werden bei den Veranstaltungen im Stift-Cappel-Berufskolleg angeboten. Fair gehandelte Produkte werden im Unterrichtsfach „Praxis hauswirtschaftliche Versorgung“ verwendet und dann auch verspeist.

Also alles in allem hat sich das Projekt „Fairtrade-School“ für uns alle gelohnt. Wir werden hieran auch in der Zukunft weiterarbeiten und den Fairtrade Gedanken weiter in unsere Stadt hineintragen.

Quelle

Margot Bell,
MÖWe-Regionalpfarrerin und Diakoniepfarrerin des Kirchenkreises Soest
Westfalen Welt
Januar 2015

Fairtrade-Town-Lippstadt